Holland, ein Lagebericht

Dienstag, den 01. Februar 2011 um 19:54 Uhr
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Neue Arbeit, neue Länder. Seit Dezember habe ich einen neuen Arbeitgeber und um mich fachlich zu qualifizieren besuche ich derzeit eine zweiwöchige Schulung in Holland, genannt Hothouse. Viele positive Eindrücke möchten da nicht unerwähnt bleiben.

Eigentlich geht's ja schon bei der Anreise mit dem Auto los. Feinster Asphalt lässt mich bereits ab der Grenze ins Schwärmen kommen. Gut, Geschwindigkeitsbeschränken von 80 km/h auf Landstraßen und 120 km/h auf Autobahnen bremsen einen Deutschen da etwas aus, aber man kann sich damit arrangieren. Was das Verhalten in Kreisverkehren angeht so musste ich jedoch erst einmal das Internet bemühen, denn die Umsetzung durch holländische Autofahrer schien eher persönliche Auslegungssache. Schlussendlich ist es jedoch wie in Deutschland.
Abgerundet wird das Ganze von einer für mich noch nie gesehenen Ampelschaltung. Wie gerne steht man Daheim mal des Nächtens an einer Kreuzung und die Ampel ist auf rot. Kein anderes Auto zusehen, doch das ist der Ampel relativ egal. Die Gattung der holländischen Ampel ist da wesentlich weiter. Unverzügliche Grün-Schaltungen bei minimaler bis keiner Standzeit lassen jede Stadtfahrt zu einem unvergesslichen Ausflug werden. Vor gut 40 Jahren ist man mit weniger Technik auf den Mond geflogen, in den Niederlande hat sich seit dem einiges getan und lässt mir einen kalten Schauer den Rücken runter laufen, wenn ich an deutsche Ampelsysteme denke.

Was nun meine Schulung angeht so sind wir ein bunt gemischter Haufen, nicht nur was die Vorkenntnisse angeht, sondern auch bzgl. der Nationalitäten (Schweden, Slowakei, Holland und Deutschland). Geleitet wird das Ganze von einem unheimlich sympathischen holländischen Dozenten. Fachlich will ich eigentlich gar nicht so tief einsteigen, nicht zuletzt da es Vielen wenig sagen wird. Jedoch schleichen sich wie in jedem Training das länger als drei Tage geht, kleine Macken ein. Mein Liebling ist die Vertuschung durch unseren Dozenten der scheinbar nicht immer bis zu Ende gedachten Programmierung sowie die  Fehleranfälligkeit der Software. Wenn etwas nicht logisch erscheint oder zweideutige Bezeichnungen auftauchen rechtfertigt er es immer mit der Aussage "it's to confuse the Russians". Natürlich nicht ohne ein Schmunzeln. Fehlfunktionen werden grundsätzlich mit den Worten "that's Java" heruntergespielt, nicht nur weil die Software auf dieser Programmiersprache basiert, sondern weil er sie oben drein auch nicht leiden kann. Und das hat sich der Kurs so angenommen, mehrmals am Tag.

In den Mittagspausen offenbart sich ein weiterer Unterschied gegenüber Deutschland. Gerade für mich ist eine warme Mahlzeit am Tag etwas ganz Wunderbares und eigentlich nicht wegzudenken. In Holland hab ich gelernt umzudenken. Hier gibt's nämlich nur belegte Brote und Milch zum Mittag, lecker, aber kalt. Dafür zählt die Nahrungsaufnahme in holländischen Restaurants mit zu den teuersten, wobei normale Gerichte so ab 20 Euro beginnen, aber auch gerne mal in die 30er und 40er Region vorstoßen können. Für mich heißt das zwei Wochen kein Abendbrot, um mich dann zurück in der Heimat mit nem leckeren Abendessen zu belohnen. Ich denke das ist nur fair.

Holland bekommt von mir diese Woche dennoch ein Bild (Danke Heidi), obwohl sich das Wetter mit bisher zwei Sonnentagen für Ortskundige von seiner normalen, nichts desto trotz für mich nicht von der besten Seite gezeigt hat. Auch die Schulung ist nicht nur gut organisiert sondern auch interessant, einiges an Nacharbeit wird dennoch anstehen. Durch die Druckbetankung mit Informationen, denn genau deswegen heißt es wohl auch Hothouse, kommt man mal mehr Mal weniger mit. Wie sagte einer unserer Teilnehmer so schön "upgraded from confused to utterly lost". Aber was soll's, da muss man durch als Lurch. Nun stehen noch drei Tage Projektarbeit an, bei der der berühmte "Klick-Effekt" von unserem Dozenten prophezeit wird. Na ich bin gespannt.


Euer Micha